MMK @ EuropeanaTech2023

Die letzte Konferenz, die das MMK-Projektteam im Jahr 2023 besuchte, war „EuropeanaTech 2023: Explore, Engage, Experience“ vom 10. bis 12. Oktober 2023 in Den Haag, Niederlande.

Die jährliche Europeana Konferenz wird alle paar Jahre gemeinsam mit der EuropeanaTech Community auf der Grundlage eines Call for Proposals organisiert.. Die vorherigen Ausgaben in Paris 2015 und in Rotterdam 2018 waren jeweils sehr gut besucht und große Erfolge. Mit 260 Anmeldungen vor Ort und ~900 Online-Anmeldungen war auch die diesjährige Konferenz erneut ausverkauft – aber dank des Hybridformats konnten dennoch so viele Menschen wie möglich teilnehmen. Das vollständige Programm umfasste einen Tag mit Workshops zu Themen wie 3D-Digitalisierung, Erhaltung des akustischen Kulturerbes oder IIIF in der Nationalbibliothek der Niederlande, gefolgt von zwei Tagen mit diversen Präsentationen, Diskussionsrunden und Lightning Talks im Netherlands Institute for Sound and Vision in Den Haag.

Ein wichtiges Thema während der gesamten Konferenz war der europäische data space for cultural heritage. Valentine Charles, Director of Data Services bei Europeana, lieferte hilfreichen Kontext über das Konzept eines solchen Datenraums, indem sie vier Schlüsselkomponenten eines data space erläuterte:

  • Datensouveränität,
  • Dezentralisierung, d. h. ein föderiertes Ökosystem von Anwendungen und Daten, das
  • offen und widerstandsfähig ist und
  • auf einer gemeinsamen Wertebasis basiert

Für diejenigen, denen diese Vorstellung eines data space noch etwas vage erscheint, bot die Präsentation unseres SBB-Kollegen Gerrit Gragert über den Gaia-X-Demonstrator für CrossAsia bei der SBB ein konkretes Beispiel für die technische Umsetzung eines solchen Datenraums sowie den damit gemachten Erfahrungen.

Der Höhepunkt des ersten Tages war die Keynote „Enriching lives: connecting communities and culture with the help of machines“ von Mia Ridge, Digital Curator an der British Library. In ihrem Vortrag ging sie auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Bereicherung von Kulturerbe-Sammlungen ein und schlug vor, dass Kulturerbeeinrichtungen die KI zur Anreicherung von Sammlungen in Kombination mit Online-Volunteering (Crowdsourcing) einsetzen sollten. Sie empfahl dazu, von der KI „die langweiligen Dinge automatisieren“ zu lassen, während Crowdsourcing wiederum zur Bestätigung von Vorhersagen des maschinellen Lernens oder zur Qualitätsbewertung genutzt werden könnte.

Die Podiumsdiskussion zum Thema „Diverse, open and ethical cultural data in the era of machine learning“ führte die Konferenzteilnehmer:innen dann in eine Reihe aktueller Probleme ein, mit denen sich Institutionen des kulturellen Erbes konfrontiert sehen, wenn sie sich für den Einstieg in das maschinelle Lernen entscheiden: Die Frage der Offenheit von Daten („open resources are most likely to contribute to the power of those with the best means to make use of them“ – Paul Keller, The Paradox of Open), Fragen des Urheberrechts, Biases und das Konzept der Authentizität (Original und Kopie). MMK-Kollege Jörg Lehmann präsentierte dazu die Ergebnisse einer Europeana Working Group „Datasheets for Digital Cultural Heritage Datasets„. Datasheets können als Informationsblätter gesehen werden, die eine Datensatzveröffentlichung begleiten, um z.B. über die Herkunft der Daten oder über unerwünschte soziale Verzerrungen darin zu informieren. Eine erste Version eines solchen Datasheet-Template für Kulturerbedaten ist auf Zenodo zu finden.

Die Keynote am zweiten Konferenztag wurde von Brian Katz, Forschungsdirektor am CNRS, gehalten und trug den Titel „Digital exploring the acoustic history of Notre-Dame cathedral“. Katz und sein Team haben einen digitalen Zwilling der Kathedrale Notre-Dame in Paris entwickelt, d. h. ein Modell der Akustik in der Kirche als Klangfeld in einem virtualisierten Raum. Obwohl sie derzeit zerstört ist, können die Zuhörer:innen die Kathedrale so virtuell betreten und von fast jedem Punkt der Kirche aus einem Konzert beiwohnen. Es ist auch möglich, sich zu bewegen und z. B. von der Balustrade aus zuzuhören, wobei sich der Klang je nach Position des Zuhörers verändert (Beispielvideo). Katz und sein Team haben darüber hinaus einen binauralen geolokalisierten Audioguide zur Klanggeschichte von Notre Dame entwickelt („Whispers of the past at Notre-Dame“), der Ende dieses Jahres erscheinen wird.

Weiterhin hervorzuheben ist auch das Digitization Handbook, ein Ergebnis der Europeana Working Group „From Shelf to Europeana„, das sich darauf konzentriert, einfache, klare und praktische Informationen über alle Schritte der Digitalisierung bereitzustellen, die sich insbesondere für kleinere Organisationen oder Digitalisierungsvorhaben eignen, denen es an ausreichendem Fachwissen, Budget oder Personal für vollwertige Digitalisierungsaktivitäten fehlt.

Der Abschluss und die Zusammenfassung der beiden Konferenztage wurde wie immer von Data Poet Mr. Gee in Versen wunderbar zusammengefasst (Video). Vielen Dank an das gesamte Organisationsteam der EuropeanaTech2023 – wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe!

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